Die Villa am Meer

Die Villa am Meer

Die Villa am Meer

Micaela Jary

Roman

 

Rostock-Warnemünde 1897: Katharinas Hochzeit mit dem verwitweten, wesentlich älteren Manufakturbesitzer und Korbmacher Olaf Borchers steht unter einem schlechten Stern: Nicht nur, dass ihr Herz einem anderen gehört, Borchers halbwüchsiger Sohn ist nicht einverstanden mit der neuen Frau seines Vaters und torpediert die Ehe von Anfang an. Dennoch tut Katharina ihr Bestes, um mit ihrem Mann glücklich zu werden. Doch das ändert sich an dem Tag, an dem sie Pläne für ein eigenes Geschäft macht – einen Strandkorbverleih an der Ostsee …

 

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Die Autorin:
Micaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Sie arbeitete lange als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Vor allem die Recherche über vergangene Zeiten und alte Geschichten haben es ihr angetan. Nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris lebt sie heute mit Mann und Hund in Berlin und München, manchmal taucht sie aber auch zum Schreiben in einem kleinen Landhaus im Landkreis Rostock ab.

 

Das Cover:
Das größtenteils in Creme- und Naturtönen gehaltene Cover zeigt in der oberen Hälfte eine elegante, im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts gekleidete Frau mit einem breitkrempigen Hut, der wie ein Sonnenhut anmutet, sowie in der unteren Hälfte eine Strandlandschaft mit Strandkörben im Vordergrund und einem großen, vornehm aussehenden Haus im Hintergrund. Somit verbindet das Cover auf eine sehr schöne Weise die wesentlichen Elemente des Romans: die Hauptfigur Katharina, in deren Leben eine Villa am Meer und Strandkörbe eine wesentliche Rolle spielen. Der Buchtitel in lilafarbener Schrift bildet hierzu einen harmonischen Kontrast.

 

Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):

Warnemünde an der Ostsee, am Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Katharina heiratet den zwanzig Jahre älteren Witwer Olaf, obwohl sie heimlich mit ihrer großen Liebe Joachim, einem Steuermann, verlobt war. Allerdings hat sie die Verlobung gelöst, als sich Joachim, um in seiner Karriere voranzukommen, auf eine zweijährige Seereise begeben hatte und sie das Alleinsein nicht ertragen konnte. Olaf, der eine Korbmachermanufaktur besitzt, scheint ihr mehr Sicherheit und ein beständigeres Leben bieten zu können. Erik, Olafs erwachsener Sohn aus erster Ehe, ist ein Lebemann, der das Geld seines Vaters mit vollen Händen ausgibt und Katharina vom allerersten Tag vehement ablehnt. Obwohl Katharina Olaf zwei weitere Söhne schenkt, zieht er Erik den beiden vor. Als Katharina anschließend noch eine Fehlgeburt erleidet, kühlt das Verhältnis zwischen ihr und Olaf merklich ab.

Joachim heiratet in seiner Enttäuschung eine andere: Greta, die einer ehemals angesehenen, jedoch verarmten Familie entstammt und in einer Ehe mit einem angehenden Kapitän die Chance auf gesellschaftlichen Wiederaufstieg sieht. Während Greta zu Hause ihre Tochter Friederike zur Welt bringt, geschieht auf hoher See ein Unglück, bei dem Joachim schwer verletzt wird. Da ihm die Schuld an dem Unfall zugeschrieben wird, ist seine Seefahrerkarriere abrupt zu Ende.

Eines Tages muss Katharina erfahren, dass Olaf sie betrügt – und das ausgerechnet mit der Gouvernante der beiden Söhne. Da Olaf überhaupt kein schlechtes Gewissen zeigt und auch nicht bereit ist, die Affäre zu beenden, schließt Katharina mit ihm ein Arrangement: Sie lässt sich nicht von ihm scheiden, um ihre Söhne nicht zu verlieren und Olafs Ansehen in der Gesellschaft als Fabrikant und Hoflieferant nicht zu zerstören. Dafür erhält sie eine Villa an der Ostsee, und Olaf erlaubt ihr, einen Strandkorbverleih zu gründen. Sie möchte nicht mehr von Olaf abhängig sein, sondern etwas Eigenes aufbauen. Da jedoch zur damaligen Zeit Frauen in der Leitung eines Unternehmens nicht gern gesehen wurden, muss sie einen Geschäftsführer einstellen – und das ist ausgerechnet ihr ehemaliger Verlobter Joachim, der nach seinem Unfall ohne Arbeit ist. Schon bei den ersten Begegnungen mit ihm spürt Katharina, dass sie ihn nie vollständig aus ihrem Herzen verbannt hatte und dass sie ganz tief drinnen immer noch etwas für ihn empfindet …

 

Meine Meinung:

Von Micaela Jary hatte ich schon mit Begeisterung den Roman „Das Haus am Alsterufer“ gelesen und bin dementsprechend mit hohen Erwartungen an die Lektüre von „Die Villa am Meer“ herangegangen. Ich wurde mit nur sehr geringen Abstrichen nicht enttäuscht.

Wie sie im Nachwort beschreibt, hat die Autorin den Roman sehr ausführlich und gründlich recherchiert, sodass er ein Stück deutscher Geschichte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 1921 widerspiegelt, wobei die historischen Fakten auf angenehme, unaufdringliche Weise eingeflochten werden und eher im Hintergrund bleiben. Zusammen mit den wirklich gelungenen Schauplatzbeschreibungen, die den einstigen Charme der Ostseebäder wiederaufleben lassen, und dem eindrücklichen Schreibstil entsteht eine sehr harmonische, authentische Atmosphäre, in die man sich als Leser unheimlich gut hineinversetzen kann.

Die Figuren wirken in ihrem Denken und Handeln weitestgehend glaubhaft und der damaligen Zeit angemessen, sodass man beim Lesen mit ihnen fühlt und leidet. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Rolle der Frau im ausgehenden 19. Jahrhundert darzustellen. Lediglich Greta kam mir in ihrer blinden Schwärmerei für den Schauspieler Walter Trautwein ein wenig überzogen vor. Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob eine Frau wirklich so naiv sein kann, für alles, was dieser Herr tat (oder nicht tat), eine Entschuldigung zu finden, und wenn diese – aus meiner nur ganz subjektiven Sicht – noch so sehr an den Haaren herbeigezogen war. Aber vielleicht dachten und handelten die Frauen damals in Bezug auf Männer tatsächlich so, und wir können uns das aus heutiger Sicht nur nicht mehr vorstellen. Katharina ist demgegenüber ja doch sehr fortschrittlich und eigenständig. Ohnehin sind in diesem Buch die Frauen die starken Charaktere, nicht nur Katharina, sondern auch die Gouvernante Nora Wedding und selbst Greta, die viel Mut beweist und mir am Schluss sogar ein bisschen leidtat. Demgegenüber nehmen die Männer allgemein eher eine schwächere Position ein.

Zwar kann man sich – wie bei so vielen Liebesgeschichten – irgendwann denken, dass es zu einem Happy End für Katharina und ihre große Liebe kommt. Dennoch gab es auf dem Weg dorthin einige überraschende Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Positiv zu erwähnen ist auch der originelle Epilog mit Joachims Tochter Friederike, auf dem man sogar eine Fortsetzung aufbauen könnte. Vielleicht ist diese ja bereits in der Entstehung?

Diese beeindruckende Familiensaga vor einer wunderschönen Kulisse möchte ich auf jeden Fall weiterempfehlen.

Susanne von „friederickes Bücherblog“

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